Bevor Du einen Schreck bekommst, weil Du an die Zeit von sechs bis zwölf Monaten denkst, was Angestellte unter einem Sabbatical verstehen, wir reden über vier bis sechs Wochen Auszeit: Sabbatical für Unternehmer halt.
Warum überhaupt einen Sabbatical machen? Du funktionierst als Unternehmer(w/m), du hängst im Hamsterrad oder freundlicher ausgedrückt, in einer Tretmühle. Wechsle die Perespektive, steige in den Korb eines Fesselballons, siehe von oben was Du den lieben langen Tag machst. Nach einigen Stunden wirst Du Dich wundern. Ich war entsetzt, was ich als Unternehmer und Familienvater so machte. Du wirst es auch sein.
Warum die Heisslufballon-Perespektive? Du sollst Dich entfernen vom Tagesgeschäft, von Deinen Freizeitaktivitäten, den gesellschaftlichen Verpflichtungen und den in Deiner Familie. Warum? Den Kopf freipusten. Und alles was Du zum 2.und 3.Mal siehst, was sich hartnäckig weigert, weggepustet zu werden, muss auf den Prüfstand.
Was meinst Du, was alles hochgespült wird, wenn Du 4 Wochen mit dem Fahrrad jeden Tag 100km radelst, 30 km wanderst etc., alleine wohlgemerkt; ohne Ablenkung und Musik auf den Ohren.
Das ist wie eine Befreiung, glaube es mir. Nach der 1.Woche sagst Du Dir, verflucht, warum mache ich sowas nicht regelmässig.
Du gewinnst neue Einsichten und neue Aussichten, für Dich, Deine Familie und Deine Unternehmung. Du lernst Dich über Kleinigkeiten auf Deinem Weg zu freuen: Pflanzen, Bäume, Wege, Vögel, Dörfer….Die Industrie-und Konsumwelt verschwindet aus Deinem Blickfeld. Wunderbar.
Ich hatte dieses Gefühl zum ersten mal als Student, als ich im Oktober nach 3,5 Monaten, die ich als Segellehrer am Mittelmeer gearbeitet hatte, an den Schaufenstern in Köln vorbeiging; voll mit Winterklammotten. Es war ein absurdes Gefühl, diese Überfülle an Produkten, die ich keine Stunde vermisst hatte.
Einige mögen nun denken, dieser Klugscheisser Carl, wie denkt der sich das, wie soll ich das organisieren? Ich kann die Firma nicht alleine lassen.
Also, ich habe in den letzen 33 Jahren regelmässig Sabbaticals eingelegt, quasi für Euch, alles vorgetestet. Es funktioniert tadellos.
Wie organisiert Du Deine Firma, Ehrenämter, Deine Familie? Wo gehe ich hin, wie reise ich, wie strukturiere ich mein Sabbatical etc.?
Fangen wir mit der Firma an. Die Organisation ist reine Technik, dabei helfe ich Dir mit meiner Erfahrung. Du informierst die Mitarbeiter. Falls Du keinen Stellvertreter hast, werden wir gemeinsam einen auswählen und instruieren.
Und nun zum grössten Problem: das bist Du! Warum? Loslassen heisst das Zauberwort. Dafür brauchen wir ein Gespräch, eventuell ein zweites und Du wirst Dich trauen, die Firma alleine zu lassen, ohne schlechtes Gewissen.
Weihe Deine Großkunden ein, die regelmässig Kontakt zu Dir haben. Mache sie zu Komplizen. Erkläre Ihnen Deine Beweggründe. Biete Ihnen an, dass Sie Dich anrufen können, wenn Ihnen etwas unter den Nägeln brennt. Es funktioniert, glaube es mir. Keiner
wird Dich mit Tagesgeschäft stören. Aber, rufe einen Kunden an, wenn er Geburtstag hat. Das macht einen Bombeneindruck.
Thema Familie. Kommuniziere Dein Projekt der Familie. Organisation. Da kommt es darauf an, welche Pflichten Du in der Familie übernommen hast. Wenn Du Deine Kinder zu Sportveranstaltungen fährst, musst Du das delegieren, das kostet etwas Geld. Du delegierst bitte nichts an Deine Frau. Damit stände Dein Sabbatical unter einem schlechten Stern.
Wo willst Du den Sabbatical machen. Zunächst fallen Dir Klöster ein, oder so ein Ashram in Indien. Für mich ist das nichts, ich brauche Bewegung und nicht Spaziergänge in Klostergängen.
Du machst ein Radtour, nicht im Kreis und jeden Abend im selben Hotel. Anspruchsvoll soll sie sein, damit Du im Ziel stolz sein kannst. Damit Du ein Gefühl bekommst, was ich meine. Von Düsseldorf nach Tarifa, südlichste Stadt Europas, 2350 km in 4 Wochen spielend zu fahren. Nimm ein Elektobike. Du kannst schwierige Passagen durch die Pyrenäen fahren. Du hast mehr Gepäckkapazität, kannst anständig übernachten und in schönen Restaurant korrekt gekleidet essen.
Das Fahrrad ermöglicht Dir ein menschliches Tempo und damit eine interessantere weitere Strecke, als eine Wanderung, das ist für die Wandervögel. Für mich ist das nichts mit Rucksack auf langen Strecken. Auch Klassiker wie der Jakobsweg haben mich selbst aus spirituellen Gründen nicht gereizt.
Oder Du gehst auf eine Alm und arbeitest da mit. Das geht im Sommer und Winter. Ich habe 6 Wochen im Winter auf einer bewirtschafteten Hütte auf 2300 m verbracht, das hat was. Du guckst aus der Höhe auf die niederen Probleme der Welt.
Wer mag, nimmt ein Motorrad oder ein Auto, bitte nicht Deinen Luxusschlitten. Ich bin nach Teheran mit dem Auto gefahren und 4 Wochen im Iran geblieben. Das hat mir die Seele geöffnet. Traumhaft war das.
Etwas sehr Schönes ist eine Eselwanderung in der Provence. Kein Witz. Meine Tochter schwört darauf. Du bist den ganzen Tag mit dem Esel beschäftigt, der nie so will wie Du. Da kommt Dir kein Gedanke, der Dein Seelenleben stört.
Eine Eselwanderung geht sehr gut als Einstimmung für ein Sabbbatical.
Und zum Abschluss etwas, was sich sehr bewährt hat. Führe ein Tagebuch, handschriftlich bitte. Notiere Deine Gedanken, Empfindungen, Ideen, Erlebnisse, Pläne etc.
Nach dem Sabbatical erkennt Dich kein Mensch wieder: die Gelassenheit, die Kraft, die Freude, die Du ausstrahlst.